Film- und Kinomuseum

Carl Laemmle

Carl Laemmle, Produzent

* 17. Januar 1867, Laupheim, Deutschland
† 24. September 1939, Los Angeles (Kalifornien), USA.

Carl Laemmle gehört zu den Großen Hollywoods. Er ist der Gründer des Filmstudios Universal. Mehr als 20 000 Filme soll er produziert haben, von denen die meisten verschollen sind. Aber einige von ihnen gehören heute zu den Klassikern der Filmgeschichte, haben Filmgenre und die technischen Entwicklungen des Mediums mitbestimmt. Carl Laemmle gilt als der Erfinder des Star-Systems, bindet Schauspieler an die Firma und baut sie für die Öffentlichkeit gekonnt auf. Berühmt wird das Studio durch seine Gruselfilme.

Carl Laemmle wird am am 17. Januar 1867 in Laupheim, Oberschwaben, als Karl Lämmle geboren. Sein Vater ist ein jüdischer Händler. Er besucht in seiner Heimatstadt die Lateinschule. Nach seinem Schulbesuch absolviert er eine Kaufmannslehre in Ichenhausen.

Als Siebzehnjähriger wandert er am 28. Januar 1884 nach Amerika aus. Sein älterer Bruder Josef und sein jüngerer Bruder Louis siedeln sich ebenfalls in den USA an. Zunächst arbeitet Carl Laemmle in verschiedenen Bereichen, wird unter anderem Geschäftsführer einer Textilfabrik in Oshkosh im Staat Wisconsin.

1906will sich Carl Laemmle selbständig machen und investiert sein Geld in ein Nickelodeon, einem 5-Cent-Filmtheater in Chicago. Es lohnt sich: bald gehören ihm einige Kinos. Da er beim Filmangebot auf andere angewiesen ist, macht er sich hier selbständig und gründet den Filmverleih "Laemmle Film Service". Bereits drei Jahre später ist er der größte Filmverleiher Amerikas. Zum gleichen Zeitpunkt produziert er mit seiner1910 gegründeten "Independent Motion Picture Company" (I.M.P.) eigene Stummfilme. Er gehörte damals zu den so genannten Independents, also jenen Filmproduzenten, die sich dem Monopol des „Edison Trust“ widersetzten. Als erstes entsteht ein Film über den Indianermythos HIAWATHA (1909) nach dem Versepos „The Song of Hiawatha“ von Henry Wadsworth Longfellow.. Nach weiteren drei Jahren gründet er mit 12 Filmproduzenten die Produktionsfirma
Universal, eine amerikanische Produktions- und Verleihgesellschaft.

Carl Laemmle zieht mit seiner Gesellschaft von New York nach Hollywood. 1915 wird in Hollywood auf dem Gelände einer ehemaligen Hühnerfarm das Filmstudio "Universal City" eröffnet, welches  das größte der Welt sein wird. Dies ist die Geburtsstunde von „Film“- Hollywood. Mehrere Familienangehörige arbeiten in der Firma mit, werden Schauspieler, Produzenten oder Regisseure. Seine Nichte Carla Laemmle ist Schauspielerin und Tänzerin. Sie tritt in einigen der frühen Filme wie DAS PHANTOM DER OPER (1925) auf. Sein Neffe Edward Laemmle arbeitet als Filmregisseur, eine anderer Neffe ebenfalls: William Wyler. („Ben Hur“) Sein Sohn Carl Laemmle jr. wird in seine Fußstapfen treten und ebenfalls als Produzent und Regisseur tätig sein. Die Firma produziert durch alle Genre hindurch: Western, Abenteuer, Romanzen und Komödien. Zu den profiliertesten Regisseuren gehören Erich von Stroheim, Tod Browning und James Whale arbeiten für die Universal.

Carl Laemmle gilt als der Erfinder des Star-Systems, bindet Schauspieler an die Firma und baut sie für die Öffentlichkeit gekonnt auf. Dazu gehören unter anderem Rudolph Valentino, Mae West, Boris
Karloff und Béla Lugosi. 1929 wird die "Deutsche Universal Film - Aktiengesellschaft" gegründet, die als europäische Tochterfirma firmiert und die nationalen Beschränkungen für den Film-Export aus Hollywood abzumildern soll.

Als Verleih vertreibt die „Deutsche Universal“ in den Jahren 1926 bis 1933 insgesamt 71 Filme. Außerdem werden zwischen 1928 und 1933 21 Filme produziert, darunter gehören unter anderem SOS EISBERG (1930) von Arnold Fanck mit Leni Riefenstahl und DER REBELL (1932) mit Luis Trenker. Unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und dem Juden-Boykott am 01. April 1933 wird die Produktion der Firma seitens Carl Laemmle eingestellt.

Mehr als 20 000 Filme soll er produziert haben. Dazu gehören Filmklassiker wie die Verfilmung des Jules Verne-Romans 20000 MEILEN UNTER DEM MEER (1916) mit ersten Versuchen zu Unterwasseraufnahmen, der erste Tonfilm KING OF JAZZ (1930) und der erste Farbfilm. Unter seiner federführenden Leitung entsteht der erste längere Zeichentrickfilm. Besonders die Literaturverfilmungen der Firma sichern künstlerischen wie kommerziellen Erfolg. Dazu zählt unter
anderem DER GLÖCKNER VON NOTRE DAME (1923), DAS PHANTOM DER OPER (1925) und die Erich Maria Remarque Verfilmung IM WESTEN NICHTS NEUES (1930), für welche Laemmle den „Oscar“ erhielt. Häufig arbeitet der Produzent mit deutschen Filmkünstlern zusammen. Der Filmarchitekt und Regisseur Paul Leni inszeniert seine Filme bei Carl Laemmle, der Kameramann Karl Freund folgt seinem Ruf nach Amerika. Damit kommt ein gewichtiger künstlerischer Einfluß nach Hollywood: die expressionistische Bildsprache. Mit an diesen Stil angelegte Verfilmungen wie DRACULA (1931) oder FRANKENSTEIN (1932) schafft das Studio Klassiker des Gruselfilms.

Die Depression der 30er Jahre bringt die Universal in Schwierigkeiten. 1936 muß der Produzent die Firma wegen finanzieller Schwierigkeiten verkaufen. Carl Laemmle hat sich Zeit seines Lebens als überaus human und sozial erwiesen. Über all seinen Erfolgen vergaß er nie seine Herkunft.
Regelmäßig reiste er nach Deutschland in seine oberschwäbische Heimatstadt Laupheim und bei keinem Besuch kam er mit leeren Händen. Er spendet großzügig für Laupheim, errichtet dort unter
anderem die "Carl Laemmlesche Armenstiftung". Er initiiert Spendenaktionen für die mittellosen Bürger; während der Inflation unterstützt der Produzent die Armen der Stadt mit Frachtpakten aus
Amerika. Durch sein Engagement werden jüdische Einrichtungen in Stand gesetzt, neue errichtet. Mit der Machtergreifung der Nazis änderte sich alles, Laemmle durfte nicht mehr nach Deutschland
einreisen. Sein Antikriegsfilm IM WESTEN NICHTS NEUES wurde 1933 verboten. Nach 1933 rettet er Hunderte verfolgter Juden das Leben. Er stellt sogenannte Bürgschaftserklärungen (Affidavits) aus, die zur Einreise in die USA ermächtigen. Mehr als 300 Juden hat er durch diese persönlichen Bürgschaften vor dem Tode gerettet.

Carl Laemmle ist mit Recha Stern verheiratet. Seine Frau stirbt bereits 1919. Der Produzent stirbt am 24. September 1939 in Los Angeles.