Wechselausstellung

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3) Dietmar Schneider, Kleinsachsenheim

Dietmar Schneider, der ehemalige Direktor von "Standard Elektrik Lorenz" in Stuttgart, hinterließ nach seinem Tod seinen drei Töchtern Ulrike Schneider, Dr. Heike Lenzen und Cornelia Rouchon eine eindrucksvolle Sammlung von Kameras, Projektoren und Laterna Magicas, die diese als Dauerleihgaben unserem Museum zur Verfügung stellen. Unter den Exponaten sind eine Reihe von eindrucksvollen historischen Objekten. Mittelpunkt der Sammlung ist ein originaler und funktionsfähiger EDISON Home- Phonograph aus dem Jahr 1903. Mit Fotos und ausführlichen Texten wird in dieser Abteilung das Leben von Dietmar Schneider und das seines Urgroßonkels, dem Kinopionier Carl Theodor Scherff aus Weimar, dokumentiert.

  Dietmar Schneider

( 15.8.1926 – 19.7.2006 )

Dietmar Schneider wurde am 15. August 1926 in Gotha in Thüringen geboren. Sein Urgroßonkel war der Weimarer Kinopionier Theodor Scherff (s. unten).

Nach Krieg und Gefangenschaft – er arbeitete dabei u.a. im Jahre1947 als Kriegsgefangener auf dem Flugplatz Friedrichshafen-Löwental – kam Dietmar Schneider noch im gleichen Jahr nach Stuttgart, wo er bei der S.E.L. – Stammfirma „Mix & Genest AG“ als technischer Angestellter in der Schaltungsabteilung Arbeit fand.

Aufgrund seiner Leistungen wurde er 1957 zum Ingenieur und fünf Jahre später zum Oberingenieur der SEL ernannt. 1961 übernahm er die Leitung der Technischen Stelle Vermittlungstechnik. Im Jahre 1965 wurde Dietmar Schneider mit der Führung des Privatvertriebs und der Technischen Stelle Privatanlagen und Teilnehmereinrichtungen im Geschäftsbereich Fernsprechtechnik betraut. Außerdem wurde er zum Geschäftsführer der SEL-Tochtergesellschaft Dethloff - Elektronik GmbH, Hamburg, ernannt. Mit der Gründung des Geschäftsbereichs Private Nachrichtensysteme im Jahre 1969 übernahm er seine Position als Geschäftsstellenbereichsleiter in Stuttgart. Seine Ernennung zum Direktor  der Standard Elektrik Lorenz (S.E.L.) erfolgte am 1.Januar 1970.

Der Geschäftsstellenbereich Stuttgart mit den vier Geschäftsstellen Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg und Ulm, den 18 Zweigstellen und zahlreichen weiteren Stützpunkten in ganz Baden- Württemberg war eines der verzweigtesten und zugleich dichtesten Vertriebs- und Servicenetze für Nachrichten- und Datensysteme der SEL, dessen Aufgabe es war, durch allseitige Präsenz stets „am Puls des Kunden“ zu sein. 12 Jahre leitete Dietmar Schneider die S.E.L.in Stuttgart.

Der Fernsprechtechnik widmete er auch seine Freizeit. Er unterhielt eine umfangreiche Privatsammlung an historischen Radios, an Kameras und Projektionsgeräten. In Sachsenheim war Dietmar Schneider Ehrenmitglied im Bund der Selbständigen und in weiteren Gremien aktiv.

Dietmar Schneider war mit der bekannten Künstlerin Else K.W. Schneider verheiratet, deren Bilder in zahlreichen Ländern der Erde ausgestellt wurden, und hatte 3 Töchter. Zusammen mit seiner Frau pflegte er viele Kontakte zu Geschäfts- und Kunstfreunden im In- und Ausland. Dietmar Schneider starb am 19.Juli 2006 in Kleinsachsenheim im Alter von 79 Jahren.

 

Der Film- und Kinopionier Theodor Scherff

( 1857 – 1930 )

Erinnerungen an einen Filmpionier – aufgeschrieben von seinem Großenkel Günter Schulstadt, Crossen

Karl Eduard Theodor Scherff wurde 1857 in Eisenberg geboren. In Bremen hatte er 1896 das französische Reisekino (Wanderkino) „Lumière und Stollwerk“ kennengelernt. Begeistert von den „lebenden Bildern“, den ersten Stummfilmen, gründete er selbst ein „Kinematographentheater“. In einem großen Zelt für 250 Besucher wurden Filme gezeigt. Eine Dampfmaschine sorgte für den elektrischen Strom des Kinematographen, für die Beleuchtung des Theaters und für den Antrieb der großen Kinoorgel. 1898 war Theodor Scherff zum ersten Male auf der Leipziger Messe. Inzwischen besaß er drei Wanderkinos und bereiste mit ihnen Thüringen und Sachsen… Bis 1909 war er mit diesen Reisekinos unterwegs.

In Weimar gründete er 1905 sein erstes ortsfestes Lichtspieltheater, eines der ältesten deutschen Lichtspieltheater: das „Pariser-Cinema-Theater“. Nach einem Brand wurden in der Marktstraße 20 in der damals 31 200 Einwohner zählenden Stadt Weimar „Scherffs Lichtspielhaus“ am 25.Dezember 1906 eröffnet.

Theodor Scherff unterzog den Zuschauerraum im Laufe der Zeit mehreren Vergrößerungen, weil ständig steigende Zuschauerzahlen zu verzeichnen waren. 1907 mietete er einen angrenzenden Laden und schuf Platz bis zu 300 Zuschauer.

1911 entschloss er sich wegen des ständigen Platzmangels zu weiteren Bauarbeiten. Er ließ den Hof hinter dem Kino überdachen. Der fertig gestellte Bau bot Platz für über 500 Zuschauer und wurde damit seinem Ruf als einem der modernsten und bedeutendsten Theater Deutschlands gerecht. Zwei Jahre später zwang der große Zuschauerandrang Scherff, einen weiteren Anbau errichten zu lassen, so dass das Kino ab 1913 für 700 Zuschauer Platz bot.

Theodor Scherff gründete noch in mehreren Orten feste Lichtspielhäuser, so z.B.in Leipzig die „Linden-Lichtspiele“. 1907 gründete er in Leipzig den ersten deutschen Filmverleih. Er kaufte in den Berliner Filmproduktionsstätten die Filme, die er sich vorher ansah und die ihm gefielen. Sein Sohn Friedrich übernahm diesen Filmverleih und führte ihn später als „Olympia-Filmverleih“ bis 1945 weiter.

Im Jahre 1918 zog sich Theodor Scherff aus Krankheitsgründen vom Geschäft zurück und wandelte die Firma in eine Aktiengesellschaft um. Seine Tochter Dorothea und ihr Ehemann übernahmen die Leitung der Gesellschaft. Theodor Scherff starb am 20.März 1930 in Eisenberg. Im März 1945 wurde das Weimarer Kino durch Bomben zerstört. 1949 wurde es wieder aufgebaut und unter dem Namen „Stern-Lichtspiele“ betrieben, bis es 1964 für immer geschlossen wurde.